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Klein und Mittelständige Unternehmen, schwindendes Potenzial
Rückgang an Neugründungen — deutsche Wettbewerbsfähigkeit, Beschäftigungszahlen und Innovationskraft sind gefährdet
Das Statistische Bundesamt meldete Ende März 2015 einen Rückgang der Neugründungen in Deutschland im vergangenen Jahr. So wurden 2014 rund 3,7 % weniger neue Betriebe „mit potenziell größerer wirtschaftlicher Bedeutung“ gegründet als im Jahr 2013; die Zahl neu gegründeter Kleinunternehmen ging sogar um 11,5 % zurück. Sicherlich hat damit der stabile Arbeitsmarkt und die prekäre Situatuation vieler KM Unternehmer zu tun. Es scheint vielen potentiellen Unternehmern sicherer und vielversprechender in abhängiger Beschäftigung zu verweilen. Hierzu trägt auch das fehlende gesellschaftliche Umfeld bei, Banken behandel KMU nicht selten schlechter als einen Erwerbslosen, Risiko- und Investitionskapital, öffentliche Förderungen ... alles stimmt nicht. Man arbeitet nicht selten für Mitarbeiter, Lieferanten und den Fiskus. Hinzu kommt die Alterstruktur des Landes, ältere Menschen machen sich seltener selbständig als Jüngere. Die KMU stellen den Großteil der Arbeitsplaätz.
Die beiden Jungunternehmer und Gründer des Kölner Startups SugarTrends, Christian Schwarzkopf und Tim Lagerpusch, sehen die rückläufigen Zahlen als ein alarmierendes Signal:
„Gerade neu gegründete Firmen, also Startups, die das Ziel haben zu wachsen und Arbeitsplätze zu schaffen, sind der Motor für Innovation und Fortschritt.“, so Lagerpusch.
Sein Geschäftspartner Schwarzkopf ergänzt:
„Wir bekommen auch mit, dass es in der Politikszene hinter vorgehaltener Hand rumort. Aber leider noch nicht heftig genug! Verschärft wird die Problematik fehlender Neugründungen dadurch, dass Startups in Deutschland in der Vergangenheit eher durch Copycats von US-Modellen auf sich aufmerksam gemacht haben, anstatt eigene große Ideen voranzutreiben. Deutschlands Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit sind ernsthaft gefährdet!“
In der heutigen Zeit seien mutige junge Unternehmer gefragt, die in die Fußstapfen der Urväter des deutschen Unternehmertums träten und wagten, Großes aufzubauen und dabei den internationalen Wettbewerbern die Stirn zu bieten. Jede attraktive Geschäftsidee sollte dabei auch gesellschaftsrelevante Aspekte und ambitioniertes unternehmerisches Handeln integrieren, so die Meinung der beiden Gründer.
„Wie Donald Trump sagte: Kleine Brötchen können andere backen! Wir brauchen mehr Unternehmer, die global denken und Visionen haben und die dabei, mehr als bisher, von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft unterstützt werden. Klar sollte man dabei lokal starten, aber der Blick aufs Große, auf das Ziel Marktführer in diesem oder jenem Bereich zu werden, sollte nicht hinter einer falschen Bescheidenheit verschwinden.“, so Christian Schwarzkopf.
Doch hierzulande sei es oft besonders schwer, ein Unternehmen aufzubauen, andere Wege einzuschlagen, Misserfolge zu verarbeiten und Groß zu denken, sind sich die beiden Kompagnons einig.
Ein gutes Beispiel dafür ist ihre eigene Gründergeschichte: Bereits während ihres Studiums der Ingenieurswissenschaften an der Universität Karlsruhe machten sie vieles anders als ihre Kommilitonen. Nachdem sie den größten Fallstudienwettbewerb zwischen Studierenden der Top-Universitäten weltweit aufgebaut hatten, begannen sie, eine Fluggesellschaft zu gründen. Die Idee: Business Class zum Economy Price. Nach zwei Jahren, in denen sie sich mit unzähligen Investoren und Chefs diverser Airlines dieser Welt getroffen hatten, mussten sie ihr Projekt auf Eis legen. Während US-Absolventen tatsächlich die Finanzierung für ein solches Konzept bekommen hatten, war dies für Gründer aus dem deutschen Raum nahezu unmöglich. Trotz Enttäuschung gaben die beiden nicht auf, ihren eigenen Weg zu gehen, und heuerten nicht wie viele Freunde und Studienkollegen bei großen Beratungsunternehmen, Automobil- und Maschinenbauern an, sondern gründeten kurzerhand ein Innovationszentrum, in dem Gründer andere Gründer auf unkomplizierte Art beraten (www.cie-kit.de). Das Konzept fand großen Anklang und wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) für drei Jahre gefördert. Christian Schwarzkopf und Tim Lagerpusch etablierten somit über mehrere Jahre hinweg eines der bis heute größten universitären Startup-Center Deutschlands, das im Zeitraum von 2008 bis 2011 mehr als 200 Startups betreute.
Wichtig war den beiden Unternehmern insbesondere die internationale Vernetzung der Teammitglieder, die durch den gegenseitigen Kontakt über den Tellerrand hinausschauen und von anderen lernen konnten.
Nach diesem „staatlichen Unternehmertum“ bauten die beiden ihre Unternehmensberatung b-n-p GmbH aus, die sie bereits zu Studienzeiten gegründet hatten. Neben großen DAX-Konzernen berieten sie auch immer wieder Startups sowie kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Das Thema Startups und Innovation ließ die beiden nicht mehr los. Nach diversen Beteiligungen und Projekten gründeten sie SugarTrends: Ein Unternehmen mit dem Ziel, Weltmarktführer im Online-Marktplatzgeschäft für die schönsten lokalen Geschäfte zu werden. Dabei bleiben sie ihrem Grundgedanken treu, der sie schon seit vielen Jahren begleitet: Regionale Unternehmer und Geschäftsleute über das Internet global miteinander zu vernetzen.
Was treibt die beiden an?
„Etwas Großes umzusetzen, sich selbst zu verwirklichen und Arbeitsplätze zu schaffen.“, so die Antwort der beiden Gründer und weiter:
„Man muss dabei noch kein Revoluzzer sein, aber eben anders denken und handeln.“
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