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Porzer Chefarzt kritisiert „Germany's Next Topmodel“

 „GNTM nimmt eiskalt den Tod junger Mädchen in Kauf“
Für diese Meinungsäusserung kassierte der Chefarzt der Ensener Alexianer nun von Pro7 eine Unterlassung. Der Arzt ignoriert die Strafandrohung und beharrt auf seine freie Meinungsäusserung, auch wenn diese zum Nachteil eines Unternehmens ist, auch wenn er zahlen müsse, "jetzt erst recht!"
Hintergrund
Manfred Lütz, der bekannte Chefarzt des Alexianer-Krankenhauses in Köln-Porz, gab der Bild Zeitung ein entsprechendes Interview. Der Psychiater reagierte damit auf die Stellungnahme von ProSieben zu einer kürzlich veröffentlichten Studie, nach der viele magersüchtige Frauen angaben, die Modelshow mit Heidi Klum habe einen sehr starken Einfluss auf ihre Erkrankung gehabt. Der Sender hatte kommentiert, dass Übergewicht das gesellschaftlich größere Problem sei und gesunde und nachhaltige Ernährung in dem Format eine wichtige Rolle spiele.
Eine Studie des IZI (Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen) kam zu einem anderen Ergebnis. Die schlanken Kandidatinnen der Modelshow (Kriterien: mindestens 1,72 Meter groß, höchstens Kleidergröße 36) „werden nicht nur zum Ideal von Schönheit und Erfolg erhoben, sie scheinen als Normalfall, wie ein Mädchen heute auszusehen hat“, hieß es in der IZI-Mitteilung. „GNTM" setzt unerreichbare Normen. GNTM stellt Aussehen und Körper in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.“
Ähnliche Kritik gab es in der Vergangenheit auch um andere Castingshows, da diese falsche Lebensentwürfe auf Jugendliche projeziert, als würde man sein Leben nach einem erhofften Lottogewinn ausrichten, was sehr dumm, kein Konzept und kontraproduktiv für das Individuum und das Kollektiv ist.

Lütz wertet Magersucht gefährlicher als Heroin, da eine Mehrheit dem falschen Ideal erfolglos und krankmachend zu entsprechen versucht, oft mit tödlichen Folgen, so der Mediziner.
Lütz bewertet die Ergebnisse der Studie als "absolutes Alarmsignal". Magersucht sei die tödlichste psychische Erkrankung, "zehn bis 15 Prozent der jungen Frauen sterben". Die Äußerung des Privatsenders bezeichnet der Experte als zynisch. Gerade magersüchtige Mädchen würden penibel auf ihre Ernährung achten und zudem sogar übermäßig Sport treiben, um Kalorien zu verbrennen, sagte Lütz. "Sich mit der Problematik des Übergewichts rauszureden, ist so, als ob ein Dealer sich damit verteidigt, der Alkohol sei doch gesellschaftlich ein viel größeres Problem als Heroin."

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