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Der Eintritt ist generell frei.




"Haus des Waldes" in Porz-Eil





Greifvögel in Köln/Porz-Eil Beitrag der NRW Stiftung (www.nrw-stiftung.de)
NOTAUFNAHME FÜR KRUMMSCHNÄBEL

Ronja passt immer auf. Sie würde sich langweilen, wenn es den Biologieunterricht nicht gäbe. Dabei hört sie dem Lehrer überhaupt nicht zu. Sie beobachtet die Bewegungen auf dem Weg gegenüber und horcht auf die Geräusche im Gras. Ronja ist eine Waldkauzdame. Sie lebt in der Greifvogel-Schutzstation Gut Leidenhausen, wo Bussarde, Falken und Eulen Verletzungen auskurieren und für ihre Auswilderung vorbereitet werden. Und weil die Greifvogel-Schutzstation mit ihren gefiederten Pfleglingen an die "Waldschule Köln” anschlossen ist, wo Schulklassen aus Köln ganze Vormittage verbringen, nimmt Ronja immer wieder mal am Biologieunterricht teil.

Statt Rechtschreibung steht für die Schüler hier der Lebensraum Wald auf dem Stundenplan oder eben die Biologie der Greifvögel und Eulen. Etwa 4.500 Schulkinder kommen pro Jahr hierher. Was ihre Altersgenossen nur im Schulbuch oder auf einer Leinwand sehen, können sie – dank Ronja – aus nächster Nähe betrachten und sich fachkundig erläutern lassen. Kinder und andere Besucher sehen aber nur einen Teil der Pfleglinge. Die meisten Vögel brauchen Ruhe und werden deshalb vor jeglicher Störung abgeschirmt.

Die Krankenstation

Pro Jahr versorgt die Station zwischen 100 und 120 gefiederte Patienten. Etwa 60 Prozent von ihnen werden wieder gesund entlassen. Doch vorher brauchen sie ärztliche Behandlung. Gebrochene Füße oder Flügel zu versorgen, verlangt Erfahrung und Können. Dankenswerterweise nehmen die Tierärzte, die den Leidenhausener Unfallopfern helfen, dafür kein Honorar, nur die Medikamente müssen bezahlt werden. Um die verletzten Vögel nicht zu ängstigen und damit sie ihre natürliche Scheu gegenüber dem Menschen behalten, werden sie separat gehalten. Auch der Pfleger bleibt für sie fast immer hinter einer Plane verborgen. So können die meisten nach wenigen Tagen oder Wochen die Station wieder verlassen. Manche bleiben aber auch mehrere Monate. Das ist bei Zugvögeln wie Baumfalken oder Milanen sinnvoll, die im Herbst nach einem Unfall abgegeben wurden. Wenn sie wiederhergestellt sind, herrschen manchmal schon winterliche Bedingungen. Deshalb werden sie dann noch bis zum Frühjahr versorgt. So geschehen mit einem Rotmilan, der als Jungvogel bei Stockholm beringt worden war. Spaziergänger hatten ihn bei Bedburg gefunden; er lag auf dem Rücken und hatte starke Lähmungen, wahrscheinlich als Folge einer Vergiftung. Da sein Schluckreflex funktionierte, konnte er gefüttert werden. Zwei Wochen dauerte es allein, bis er sich wieder auf den eigenen Beinen halten konnte. Er erholte sich vollständig und wurde im Frühjahr freigelassen, als auch seine Artgenossen auf dem Weg in die Brutgebiete waren.

Mit "Jägerprüfung" entlassen

Neben den Einzelvolieren, also den normalen "Krankenzimmern”, gibt es größere Volieren. Sie bilden die Reha-Abteilung, in der die Tiere sich freier bewegen können. Dort übt auch der Nachwuchs, lebende Beute zu greifen. Was ihnen in freier Natur die Eltern beibringen, lernen die jungen Vögel hier durch Versuch und Irrtum. Eine alte Badewanne ist dabei das wichtigste Requisit. Sie wird in die Auswilderungsvoliere gestellt und eine Hand hoch mit Holzspänen oder Stroh gefüllt. Für ein paar junge Ratten aus eigener Zucht schlägt dann das letzte Stündlein. Ihr Rascheln in der Wanne macht die Vögel neugierig, und wenn die jungen Krummschnäbel Hunger haben, versuchen sie, sich einen der Nager zu holen. Am besten klappt das, wenn Geschwister, zum Beispiel mehrere Turmfalken, gemeinsam die Schulbank drücken. Wenn einer kapiert hat, wie es geht, schauen sich die anderen die Technik ab. Dann dauert das Training nur eine Woche. Parallel zur "Jägerprüfung" stärken die Vögel instinktiv ihre Flugmuskulatur. Sie halten sich am Rand ihres Kunstnestes oder auf einem Ast fest und rudern kräftig mit den Schwingen. Erwachsene Vögel machen weniger Wind. "Wir hatten schon wirklich bequeme Zeitgenossen…", erinnert sich Achim Werner, der fast rund um die Uhr für die Tiere da ist, "... zum Beispiel einen
Mäusebussard, den wir nicht weit von hier aussetzen wollten. Der wusste aber genau, wo er Futter bekommen hatte, und sah überhaupt nicht ein, dass er wieder selbst jagen sollte. Als wir dachten, wir wären ihn los, kam er hier durchs Tor gesegelt und landete auf seiner Voliere. Erst als wir ihn 100 Kilometer weit verfrachtet hatten, klappte es mit der Freiheit."

Eine kauzige Lehrerin

Nicht jeder Gast allerdings kann als geheilt entlassen werden. Manche Tiere haben ein dauerndes Handicap und können nicht mehr selber jagen. Sie würden draußen verhungern. Als Dauerpflegefälle gewöhnen sie sich bald an den Menschen und werden dann in einer der Volieren im Besucherbereich einquartiert. So wie Ronja, die Waldkauzdame. Ihren Taufnamen bekam sie von den Schülern – er ist aber die Ausnahme. "Wir sind ja kein Streichelzoo", betont Achim Werner, "aber wenn Ronja zusammen mit den anderen Pflegefällen bei Schülern und Ausflüglern Interesse an der Natur weckt und für den Schutz ihrer Artgenossen wirbt, soll es uns recht sein. Daneben bietet die Station ein Heim für Greifvögel, die aus tierschutzrechtlichen Gründen beschlagnahmt wurden. Sie stammen meist aus Gefangenschaft und sind ohnehin auf den Menschen geprägt." Die Greifvogel-Schutzstation in Gut Leidenhausen besteht bereits seit 1964. Als die Stadt Köln im Jahr 1994 nicht mehr in der Lage war, die Einrichtung alleine weiter zu finanzieren, und die Schließung drohte, übernahm die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Köln e.V. auf Anregung ihres Geschäftsführers Herbert Aden die Station. Zwar durfte sie Räume wie Futterküche, Büro und das Außengelände weiterhin nutzen, aber das Geld für Personal, Tiernahrung und Medikamente mussten die Umweltschützer seither selbst aufbringen. Zuschüsse des Arbeitsamtes, Vogelpatenschaften und Mitgliedsbeiträge halfen, die Einrichtung am Leben zu erhalten. Auch die große hölzerne Spendeneule erinnert die Besucher daran, dass hier jeder Euro willkommen ist. Aus dem Idealismus der Mitarbeiter allein kann man allerdings keine neuen Auswilderungsvolieren bauen. Und die waren jetzt fällig. Das Holz der alten war verwittert und die Raumteilung entsprach nicht mehr dem Stand der Wissenschaft.
Für Dr. Hermann Remaklus, den Vorsitzen den der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Köln, war die Modernisierung dieses Bereichs unverzichtbar: "Die Auswilderungsvolieren sind uns ganz besonders wichtig”, betont er, "jeder Wildvogel, der fliegen und selbstständig jagen kann, soll ja wieder zurück in die Landschaft. Greifvögel und Eulen haben als Endglieder in der Nahrungskette eine wichtige Funktion im Naturhaushalt. Besonders bei den seltenen Arten kommt es
auf jedes Tier an."

Häufige Unfallursachen

  • Mäusebussarde haben gelernt, dass entlang von Schnellstraßen und Autobahnen oft Kleintiere überfahren werden. Beim Versuch, die Verkehrsopfer von der Fahrbahn zu holen, geraten sie selbst unter die Räder.
  • Vögel, die neben Schnellbahntrassen sitzen, werden vom Sog vorbeifahrender Züge erfasst.
  • Greife und Eulen kollidieren mit schlecht sichtbaren Drähten; beim Landen oder Abfliegen erleiden große Arten Stromstöße an Mittelspannungsleitungen.
  • Im Eifer einer rasanten Verfolgungsjagd übersehen Sperber oder Habichte große Fensterscheiben, besonders wenn sich Bäume und Gebüsche darin spiegeln.
  • Waldkäuze und Schleiereulen rutschen auf der Suche nach einem geschützten Schlafplatz in Kamine und Lüftungsrohre.
  • Junge Eulen, die das Nest verlassen, bevor sie fliegen können, werden oft für verwaist gehalten. Ihre Eltern lassen sie zwar zeitweise ohne Aufsicht, um selbst jagen oder sich ausruhen zu können – hilflos oder verlassen sind die Jungen deshalb aber noch lange nicht.
  • Nicht zu den Unfällen, sondern in den Bereich krimineller Handlungen gehört das illegale Aushorsten, Fangen, Abschießen und Vergiften von Greifvögeln, das leider immer noch vorkommt.


Wussten Sie schon ...

… dass in NRW elf Greifvogelarten regelmäßig brüten? Es sind Mäusebussard, Wespenbussard, Schwarz- und Rotmilan, Rohr- und Wiesenweihe, Sperber, Habicht, Turm-, Baum- und Wanderfalke. Nur zwei von ihnen, Mäusebussard und Turmfalke, sind häufig. Alle übrigen stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten. Weitere vier Arten, nämlich Fischadler, Raufußbussard, Kornweihe und Merlin kann man als Wintergäste oder auf dem Zug bei uns beobachten.
… dass in NRW sieben Eulenarten als Brutvögel vorkommen? Abgesehen vom recht verbreiteten Waldkauz gelten sie zumindest in Teilgebieten des Landes als bestandsgefährdet. Geordnet nach abnehmender Häufigkeit sind es Waldohreule, Schleiereule, Steinkauz, Raufußkauz, Uhu und Sperlingskauz. Die beiden Letztgenannten sind übrigens die größte und die kleinste europäische Eule: Der Uhu wiegt zwischen 1,5 und 3 kg, das ist so viel wie 30 Sperlingskäuze (à 60-90 Gramm).
… dass der Wanderfalke, nachdem er in NRW in den 1970-er Jahren ausgestorben war, wieder deutlich "im Aufwind" ist? Nach wie vor ist die Art aber auf künstliche Nisthilfen und Brutplatzbewachung angewiesen.




Die NRW-Stiftung unterstützt die Greifvogel-Schutzstation in Köln beim Bau von drei neuen Auswilderungsvolieren. Rund 100 verletzte, kranke oder elternlose Tiere werden hier jährlich eingeliefert, etwa 60 Prozent der Tiere können wieder ausgewildert werden. Mit einer einjährigen Tierpatenschaft kann man die Futterkosten für einen Schützling seiner Wahl übernehmen. Die Kosten orientieren sich an den Ansprüchen der Vögel. Einen Turmfalken zu unterstützen, kostet 60 Euro, für Rot- und Schwarzmilan werden 80, und für einen Uhu 100 Euro gebraucht



Die Greifvogelschutz-Station befindet sich in
Gut Leidenhausen,
einem alten Rittergut im Stadtteil Porz-Eil in 51147 Köln.
Dort befinden sich auch eine Waldschule, ein Naturkundemuseum, ein großer Sandspielplatz und Liegewiesen.
Web:
www.cologneweb.com/greifvogelstation/index.html

Öffnungszeiten: Die Greifvogelstation ist an Sonn- und Feiertagen für Besucher geöffnet. 1. April–30. September von 10–18 Uhr, 1. Oktober–31. März von 10–17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Führungen werden jeden 3. Samstag im Monat um 15 Uhr sowie für Gruppen nach Vereinbarung unter Tel. (02203) 39 98 7 angeboten.

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