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Experten: Gefahren steigen in Summe drastisch an, "Doomsday Clock" vorgestellt

Gestern, am 28. Januar um 16 Uhr mitteleuropäischer Zeit stellten Mitglieder des Wissenschafts- und Sicherheitsrates der Zeitschrift »Bulletin of the Atomic Scientists« die »Doomsday Clock« neu. Aktuell steht sie auf „90 Sekunden vor 12“ und zeigt damit an, dass die Menschheit extrem knapp vor dem Abgrund steht.

Im vergangenen Jahr begründeten die Expert*innen ihre Einschätzung mit folgenden Faktoren
 

  • Die Großmächte investieren massiv in ihre Atomwaffenprogramme; gleichzeitig steht die Rüstungskontrolle vor dem endgültigen Kollaps.
  • Die extremen Folgen des Klimawandels und der weitere Anstieg von CO2-Emissionen sind sehr Besorgnis erregend, allerdings macht die Energiewende erkennbare Fortschritte.
  • Die rasanten Fortschritte in der Gentechnik und der Künstlichen Intelligenz (KI), insbesondere ihre Konvergenz (die Nutzung von KI für gentechnische Programme), bergen eine hohe Gefahr des Missbrauchs und damit der Schädigung von Mensch und Umwelt durch biologische Agenzien.
  • Technologische Sprünge bei der generativen KI (Stichwort: Chatbots, z.B. ChatGPT) haben das Potential, Desinformation auf eine neue Ebene zu heben und gefährden die Demokratie.
  • Die militärische Nutzung von KI, einschließlich der Möglichkeit zum Bau autonomer Waffen, schreitet rasant voran.

Angesichts der Entwicklungen der letzten zwölf Monate ist nicht zu erwarten, dass die Expert*innen des »Bulletin« Licht am Horizont sehen. Ganz im Gegenteil: Alle oben genannten Entwicklungen sind weiter virulent oder haben sich beschleunigt. Die ersten energie- und informationspolitischen Entscheidungen der neuen US-Regierung Trump heizen den Fortgang weiter an. Außerdem signalisiert Trumps Ankündigung, sich den Panama-Kanal „zurückzuholen“ sowie Kanada und Grönland einzuverleiben, einen erschreckenden Umgang mit dem Völkerrecht.

Das Aktionsbündnis »atomwaffenfrei.jetzt« verfolgt vor allem die Geschehnisse im Atomwaffensektor genau. Sprecherin Regina Hagen konkretisiert: „In seiner ersten Amtszeit hatte Trump außer dem Open-Skies-Vertrag und dem Iran-Deal auch das Abkommen zu Mittelstreckenwaffen (INF) gekündigt, mit fatalen Folgen. Russland hat bereits eine erste Mittelstreckenwaffe auf die Ukraine abgeschossen, und die USA wollen solche Waffen 2026 in Deutschland stationieren.3 Russland hat das Umfassende Teststoppabkommen suspendiert, in den USA rufen einflussreiche Berater Trumps nach neuen Atomwaffentest, sogar oberirdischen. Und New START, das letzte Rüstungskontrollabkommen zwischen den beiden Ländern, läuft in einem Jahr aus. China vergrößert sein Arsenal in hohem Tempo, Nordkorea zeigt seine nuklearen Muskeln, und Iran hat inzwischen genug Spaltmaterial für den Bau einer Atombombe hergestellt.“

Das Aktionsbündnis „atomwaffenfrei.jetzt“ sieht in dieser Gemengelage die Friedensbewegung gefordert, den politischen Druck auf die künftige Bundesregierung und das Parlament zu verstärken, dass sie eine friedenspolitische Wende einleiten. Dazu bedarf es auch verstärkter Aufklärung in der Bevölkerung. Bündnissprecher Martin Singe: „Unsere Ziele sind Abrüstung, der Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag und die Überwindung von Krieg durch zivile Konfliktbearbeitung und Diplomatie. Die Klimakatastrophe muss durch radikale Umsteuerung auf erneuerbare Energien abgewendet werden. Wir wollen ‚dem Pessimismus der Vernunft den Optimismus unseres Willens‘ – so der Pazifist Romain Rolland – entgegensetzen und die Doomsday Clock zurückdrehen.“

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