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Schülerin stellt Schulsystem in Frage
Saskia Schubert, Köln
Ein kurzer Tweet und berühmt über Nacht? Unvorstellbar aber wahr. So erging es der 17-jährigen Naina aus der Ursulinenschule Köln. Mit dem Tweet „Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen.“ entfachte sie eine große Bildungsdebatte.
Die Oberstufenschülerin schrieb den Tweet am Abend des 10. Januar's 2015, wachte am nächsten Tag auf und war überrascht, was dieser kleine Post im Internet für eine Aufruhr stiftete. Schließlich hatte sie sich nicht viel dabei gedacht, sondern nur mal kurz ihre eigene Meinung gepostet. Kurz darauf wimmelte es nur so von Anfragen von Zeitungen, Fernseh- und Radiosendern. Sogar Stefan Raab hatte sie in einer seiner Sendungen. Man merkt: das Thema wird ernstgenommen.
Aber auch Schulleiterin Monika Burbaum des Gymnasiums hat durch andere Lehrer von dem Tweet erfahren. Sie reagiert sehr verständnisvoll: „Wenn wir als Schule junge Menschen dazu befähigen, dass sie eine solch wichtige Diskussion entfachen, haben wir zentrale Erziehungsziele erreicht.“ Jedoch muss sie Naina leider enttäuschen: „Wir vermitteln Kompetenzen, die lebensfähig machen und öffnen auf das Leben hin“. Eingeschlossen seien aber keine praktische Ausübungen, so Frau Burbaum: „Dazu gehört kein Kurs im Ziehen von Kontoauszügen. Ich habe auch keine Zeit, mit euch zu bügeln. Ich kann niemandem zeigen, wie man ein Schnitzel brät.“ Das müssten nunmal die Eltern tun.
Aber nicht nur die Schulleiterin – nein auch andere wie der Philologen-Verband NRW oder das NRW-Schulministerium melden sich zu Wort.
So der Philologen-Verband NRW: „Es kann nicht die Aufgabe von Schule sein, junge Menschen auf jeden Aspekt des Alltags vorzubereiten“. Außerdem sei es viel bedeutender, dass die Schüler lernen, „wie sie mit neuen Herausforderungen umgehen können.“
Aber auch das NRW-Schulministerium vertritt die gleiche Meinung: „Schule kann nicht immer alles alleine lösen, es sind natürlich auch die Eltern gefragt.“ Jedoch hebt das Schulministerium besonders hervor, dass sie die Schülerin und auch ihre Intention sehr ernst nimmt.
Sehr unverständlich und unmöglich ist es von manchen Usern, wie diese auf den Post von Naina reagieren. Diese meinen zum Beispiel, dass Naina sich für ihr Elternhaus schämen solle, da es Aufgabe der Eltern sei, sich um solche Sachen zu kümmern.
Es gibt aber auch User, die die Meinung mit Naina teilen und froh darüber sind, dass dieses Thema wieder aktuell ist. Der User @DasLenschn zum Beispiel twittert: „Ich wünschte wir hätten in der Schule gelernt wie man den ganzen wichtigen Papierkram und seine Steuern vernünftig macht...“
Man merkt: im Internet sind die Meinungen ziemlich gespalten.
Der verantwortliche Tweet wurde übrigens bisher 28.000 mal favorisiert und 16.000 mal retweetet. Ihr Account selber hat bis jetzt 20.300 Follower, aber es kommen immer mehr dazu.
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