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Jobbörse der Bundesagentur unterdrückt die Stellenanzeigen der PAV

Branche fordert die Rücknahme der unterdrückenden Maßnahme
Jochen Geis (selbst auch ein PAV)
 
Was sind PAV, private Arbeitsvermittler?
 
Die privaten Arbeitsvermittler wurden in Deutschland aufgrund der EU Vorschrift eingeführt. Der Bundestag hat die (PAV) privaten Arbeitsvermittler und Vermittlerinnen für Ihre Vermittlungen mit dem Vermittlungsgutschein (AVGS) wegen des gemeinnützigen Charakters ihrer Arbeit von der Mehrwertsteuer befreit. Vom Charakter her sind PAV gut, sie vermitteln nur, genau wie die BA und die Jobcenter selbst. Die PAV helfen Arbeitsuchende in einen neuen Job. Sie müssen sich jährlich seit 6 Jahren zertifizieren lassen und sind zu strengen Datenschutzmaßnahmen verpflichtet.
Anders als die Leiharbeitsfirmen, die mit dem Verleihen der Bewerber ihre Gewinne generieren, treten PAV auch nicht als Arbeitgeber auf. Die PAV und die Jobcenter machen den gleichen Job: vermitteln!
Die BA hat jedoch die Schwäche Arbeitgeber, die selbst Arbeitsverträge machen, bevorzugt zu behandeln. Die Leiharbeitsfirmen bekommen trotz eines oftmals eher schier profitausgerichteten Charakters somit trotz ihrer ebenfalls vielen Stellenangebote den Vorzug vor den PAV. Oft werden die PAV als Mitbewerber der Arbeitsvermittler der Agentur angesehen.
Zudem vermitteln viele Leiharbeitsfirmen auch "direkt" gegen Gage an Unternehmen, sind also PAV ohne den Vermittlungsgutschein und es gibt Leiharbeitsfirmen, die auch PAV sind um die Verwirrung komplett zu machen. 
Ganz ehrlich, was ist schlecht an den PAV, sie kümmern sich zum Teil sehr um die Jobsuchenden und unterstützen diese, natürlich auch im eigenen Interesse - aber beide die PAV und die Jobsuchenden haben die gleichen Interessen, sitzen in einem Boot.
 
Was ist vorgefallen?
 
Die Stellenangebote der PAV werden nicht mehr wie die aller anderen Branchen automatisch angezeigt, als einzige Branche müssen Jobangebote der PAV nun extra aktiv angewählt werden. Angeblich soll hiermit fast jedes vierte Stellenangebot ausgeblendet werden.
Angeblich sei dies auf Wunsch der Bewerber so entschieden worden. Dies wäre ebenfalls eine Premiere das die Kunden der Agentur für Arbeit durch nicht representative Meinungseinholung derart tiefgreifenden Entscheidungen herbeiführen. Man könnte da noch viele "Umfragen" bei den Kunden veranstalten, zu ganz anderen Fragen, das Votum wäre sicherlich teils unangenehm für die BA.
 
Datenprobleme beim digitalen Bewerberverfahren und bei kriminellen Einzeltätern
 
Nach einem schlimmen Datenskandal der zu Beginn des Jahres bekannt wurde, war natürlich eine Maßnahme des Gesetzgebers zu erwarten. Hier wäre eine strenge Strafverfolgung der Täter und entsprechende Schutzvorkehrungen zum Schutz der Verbraucher, Bewerber zu erwarten gewesen. Es handelt sich hier, wie sicherlich in allen Branchen der Gesellschaft um kriminelle Einzeltäter. Niemand würde alle Krankenhäuser schließen, wenn einzelne Ärzte bei der Transplantation etc. manipulieren.
Dass die Behörde selbst in dieser Form tätig wird, hat sicherlich niemand erwartet, es trifft eindeutig die falschen. Die Probleme sind im digitalen Zeitalter viel tiefergreifender und systematischer. Nur ein Beispiel, von sicherlich vielen. Die führende private Jobplattform ist inzwischen indeed, mit Hauptsitz in den USA, diese greift beispielsweise alle Daten automatisiert ab, in Echtzeit, noch während der Eingabe besteht bereits Einblick. Es ist gespenstisch, sie pflegen dort ihr Profil gerade ein und werden bereits angerufen (als Arbeitgeber). Alle Bewerbungsunterlagen aller Mailverkehr geht über die indeed Server. Wenn nun die meisten PAV notgedrungen von der Jobbörse auf indeed ausweichen müssen, befördert die BA eine Praxis, die zumindest überprüfungswürdig oder eine zu regulierende wäre. Das ist halt der deutsche Staat immer wieder ergreifen Behörden naheliegende Schnellmaßnahmen wenn überhaupt ohne tatsächlich die richtigen zu treffen oder das Problem der Datensicherheit als Ganzes zu betrachten. Nun alle redlichen PAV gleich mit totzuschlagen ist sicherlich nicht die Lösung und rechtlich mehr als zweifelhaft. Nun wird die BA wahrscheinlich alle PAV entschädigen müssen.
Es ist zudem überaus fraglich, ob es sinnvoll ist massiv die Bewerbungsunterlagen über die Server von "google for jobs" und co zu jagen, google bietet den Service seit Juno diesen Jahres in Deutschland an und gut möglich dass bald 25% der Stellen dort veröffentlicht sein werden, aus purer Verzweiflung. Die BA verdrängt die Daten somit aus ihrer eigenen Kontrolloption hinein in einen ungeschützten Markt der bereits als Datenkrake verdächtigt oder bekannt wurde. Das alles kann nicht im Sinne der User, der Bewerber, der PAV, des Staates oder der BA sein. Entsprechend ist tatsächlich von einer politischen Intervention zugunsten der PAV auszugehen.
 
Warum ist das so dramatisch existentiell für die PAV?
 
Die PAV sind mehr als jede andere Branche auf die gute Kooperation mit der BA existenziell angewiesen, da fast ausschließlich Arbeitsagenturen und Jobcenter die AVGS ausgeben, es also eine monopolartige Abhängigkeit gibt. Manche könnten behaupten die PAV seien eigentlich privatisierte Subunternehmen der BA. Da die Jobbörse die einzige Jobbörse ist, in der in relevanter Zahl die Kundschaft der PAV anzutreffen ist. Private Jobbörsen sind in erster Linie auf Jobwechsler aus, trifft diese Unterdrückungsmaßnahme die PAV an dieser Stelle existentiell hart. Seit Monaten schließen PAV bereits da es kaum noch vermittelbare Bewerber mit AVGS gibt, nun auch noch das. Viele PAV oder alle PAV können somit Ihrem Auftrag aus EU und Bundestag nicht mehr nachkommen.
Es gibt keine Rechtfertigung für die Unterdrückung der meist kleinunternehmerischen PAV, die es wirklich nicht einfach haben ihr Geld zu verdienen. Eine derartige "Branchenhaft" ist beispiellos.
Die BA hat die Stellenangebote aller PAV automatisch ausgeblendet, die Branchenverbände laufen Sturm. Eine Bundesbehörde hat hier eindeutig die falsche Lösung für ein Problem gewählt und wird diese, angesichts der Sachlage kaum aufrecht erhalten können.
 
Wer die Stellen der privaten Arbeitsvermittler noch sehen möchte muss:
 
- das Feld neben "Suche ändern" klicken, also "Ergebnis nach Branche filtern"
- es öffnet sich ein neues Fenster  "Ergebnisse meiner Suche - Branchengruppen auswählen" und tatsächlich das dritte Häkchen ist automatisch ausgeblendet und kann nur manuell angeklickt werden.
 
Anregung an die BA
 
- die Ausgabe des Vermittlungsgutscheines direkt wenn man sich arbeitslos meldet, mit einer Liste örtlicher PAV anbei
- dadurch würde die Stellenangebotszahl automatisch sinken
- die Stellen der Arbeitnehmerüberlassungen und PAV direkt im Hauptmenü also neben "Suche ändern" die "Angebote der priv. Arbeitsverm.", "Angebote Arbeitnehmerüberl./Leiharbeit" und beide ausblenden, nur so versteckt wie aktuell gleicht die Auskästelung einer Branchenvernichtung, einer Sippenhaft, bekanntlich darf aber nur im Einzelfall bei festgestellter Schuld verurteilt werden.
 
Warum stellen PAV so viele Stellen ein?
 
- die Arbeitgeber suchen händeringend Mitarbeiter, die PAV können diese pro aktiv den Unternehmen anbieten, finanziert mit den Mitteln aus der Arbeitslosenversicherung. Fast kein Unternehmen sagt da nein, die Türen stehen weit offen. Inzwischen sind auch immer mehr Unternehmen bereit für Arbeitsvermittlung ohne AVGS selbst zu zahlen. Der Fachkräftemangel wirkt sich hier aus. Zur Zeit schreiben viele Unternehmen Stellen mehrfach aus, da sich einfach keine geeigneten Bewerber finden lassen.
- der AVGS stellt die Hürde da, die wenigsten Kunden der Agentur für Arbeit oder der Jobcenter beantragen diesen Gutschein. Die PAV bekommen mit dem AVGS die Gelegenheit zu versuchen, die Arbeitslosen und Langzeitarbeitslosen erfolgreich in einen sozialversicherungspflichtigen Job zu vermitteln. Nachdem an dieser Aufgabe die Agentur 6 Wochen lang und die Jobcenter oft viele Jahre gescheitert sind. Der AVGS ist meist auf drei Monate begrenzt, die PAV haben also ein enges Zeitfenster. Um wenige Bewerber mit AVGS zu bekommen müssen die PAV sehr viele Stellen ausschreiben. Dies ist ein Ergebnis dessen, dass die Beantragung des AVGS für viele Jobsuchenden, Arbeitslose und ALG II Empfänger eine zu große Hürde darstellt.
Aus diesem Grund sind die PAV gezwungen sehr viele Stellen auszuschreiben, im Übrigen stellen Leiharbeitsfirmen, Arbeitnehmerüberlassungen noch mehr Stellen online. Teils beauftragen Firmen ein Dutzend Leiharbeitsfirmen, die allesamt Ihrerseits immer wieder jede für sich um die Bewerber buhlen mit immer den ähnlichen Anzeigen. Auch die Firmen selbst gehen zum Teil dazu über, da sich einfach zu wenige geeignete Bewerber finden lassen.
 
Hinzu kommt, ich habe als Arbeitgeber mehrere Ausbildungsstellen ausgeschrieben und eine Teilzeitstelle Büro... die PAV sind also auch Arbeitgeber. Diese Stellen werden ebenfalls nicht in der Jobbörse gefunden. Es ist eine unüberlegte spontane Entscheidung gewesen, ganz offensichtlich.

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