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Dressur: Die schädliche Rollkur und ihre Auswirkungen

Dass der Pferdeleistungssport neben augenscheinlichem Glanz und Gloria auch seine Schattenseiten birgt ist nicht nur unter Pferdefans bekannt. Kritikthema ist hierbei vor allem oft die sogenannte „Rollkur“, eine Trainingsmethode, die häufig beim Dressurreiten -aber auch beim Spring- und Westernreiten- eingesetzt wird, und bei der der Kopf des Pferdes durch ein gewolltes Herabziehen mit Hilfe der Zügel in Richtung Pferdebrust bezeichnet wird. Man spricht auch davon, dass das Pferd sich in die Brust „beißt“. Und gerade im Dressursport zählen oft allein die Erfolge. Pferde haben „zu funktionieren“ und nicht selten fällt der Begriff „Sportgerät" im Zusammenhang mit solchen Hochleistungspferden. An vielen geht vorbei, mit welchen unnatürlichen Methoden ein Pferd im Dressursport bearbeitet wird.
 
Die Tierrechtsorganisation PETA hat sogar Anzeige erstattet. „Das Pferd hat in dieser „aufgerollten“ Haltung keine Chance mehr, sich gegen den Reiter zu wehren. Das Blickfeld des Pferdes wird dabei stark eingeschränkt und die Tiere haben Probleme, ihr Gleichgewicht zu halten. Gerade für das Pferd als Fluchttier bedeutet das puren Stress.“, heißt es in dem Bericht „So qualvoll ist der Dressursport für Pferde“ von Mai 2013 auf der Website von PETA. „Meistens resignieren Pferde, da jeder Versuch, sich zu wehren, sinnlos ist. In dieser unnatürlichen Haltung werden die Pferde im Reitsport zu Höchstleistungen gezwungen. Das ist nicht nur äußerst unangenehm und schmerzhaft, sondern kann unter Umständen sogar zu irreparablen körperlichen Schäden des Pferdes führen.“
 
Die Dressur beschreibt noch imme eine anmutige, begeisternde Reitsportart, doch diese teilweise sogar schwer schädlichen Methoden sollten (gesetzlich) eingeschränkt werden. Auch verschiedene Wissenschaftler warnen vor den schlimmen Folgen der „Rollkur“. Doch nicht selten gilt im internationalen Pferdesport leider: Erfolg um jeden Preis.
 
Wunderpferd Totilas - Bilder von der Rollkurmethode lösen Entsetzen aus
 
Totilas schwebt fasst über den Reitplatz; den spanischen Schritt, bei dem das Pferd den Ausdruck seines Schritts erhöht, indem der Bogen des Vorderhufs durch die Luft besonders hoch ausgreifend und anmutig geführt wird, beherrscht Totilas wie kein anderes Pferd. Mit spielerischer Eleganz und hoch angespannten Muskeln tänzelt der Rappe über den Boden. Der schwarze Hengst verführt die Zuschauer. Allein seine Ausstrahlung entlockt den entzückten Mündern versonnene Laute. Die Vorderhand des Pferdes hebt sich unnatürlich hoch, aber das ist ja auch so gewollt. Totilas tänzelt anmutig auf der Stelle; er beherrscht die Piaffe perfekt. Die Traversale, eine Vorwärts-Seitwärts-Bewegung durch die Diagonale der Reitbahn mit parallel zur langen Seite der Bahn ausgerichtetem Körper – Fehlerlos. Das Traumpferd tänzelt in scheinbar federleichter Eleganz über den Boden, die Zuschauer sind verzückt.
 
Niemand sieht oder will anscheinend nicht sehen, wie eng der holländische Reiter Edward Gal den Kopf des stattlichen Hengstes an die Brust heranzieht. Pferd und Reiter harmonieren, keine Frage, Gal versteht etwas von Pferden, kein Zweifel, doch die Rollkurmethode löst bald in der Presse starkes Entsetzen aus.
 
Der zehn Millionen Euro Hengst Totilas stand einst ganz hoch am Pferdesporthimmel. Doch die Rollkurbilder vom Training Edward Gals mit Totilas sorgen für Entsetzen. Der Niederländer gewann mit dem Hengst bereits drei Weltmeistertitel, doch seine Trainingsmethoden sind heftig umstritten. Die Bilder werden in Reiterkreisen extrem diskutiert. Viele Bewunderer Totilas' sind schockiert - Tränen und Ärger über die Bilder.
 
Kurz gesagt: Am 18. August 2015 gaben Totilas' Eigentümer dann bekannt, dass der Hengst die Sportkarriere beendet. Totilas hatte nach dem Bronzegewinn bei der Heim-EM in Aachen in der Einzelwertung nicht mehr antreten können; es wurde ein Knochenödem im Kornbein des linken Hinterbeines festgestellt. Heute wird Totilas nur noch als Zuchthengst eingesetzt.
 
Es gilt stark zwischen „Rollkur“ und „Anlehnung“ zu unterscheiden
 
Es gibt deutliche sanftere Methoden, mit dem Pferd zusammezuarbeiten. Ein davon ist die sogenannte "Anlehung". Die korrekte Anlehnung geht immer  vom Pferd aus. Der Reiter erreicht sie nicht, indem er de n Kopf mit den Zügeln „herunterhebelt“, sondern dem Pferd ermöglicht, Kontakt zum Gebiss zu suchen und auf sanfte und vertraute Weise mit dem Reiter zusammen zu arbeiten.
 
Reiter und Pferd arbeiten eng und aufmerksam zusammen und nicht nur der Reiter, „zwingt“ den Kopf de Pferdes in Richtung Brust, sondern das Pferd hört dem Reiter und der Reiter dem Pferd zu. Der Reiter erlaubt dem Pferd, von sich aus, Kontakt zum Gebiss zu suchen. Die Zügelführung ist sanft und bewegt sich mit dem Pferd mit. Kein Herumreißen am empfindlichen Pferdemaul, sondern aufmerksames, feinfühliges Zusammenspiel von Pferd und Reiter. Dass die Anlehnung auch teilweise sogar mit gebissloser Zäumung funktioniert, zeigt unter anderem auch, dass sie in keiner Weise mit der erzwungenen, schädlichen Rollkur zu vergleichen ist.
 
Die Anlehnung ist also eine ganz feine, sanfte Verbindung. Die Anlehnung ist nicht über Kraftspielchen des Reiters am Zügel zu erreichen. Eine harte Hand erzielt hier keinen Erfolg und kann zu keiner korrekten Anlehnung führen. Falsch umgesetzt, stumpft das Pferd im Maul ab und tendiert dazu, die Hand des Reiter zu ignorieren. Richtig umgesetzt, lernt der Reiter, die Länge der Zügel seinem Pferd anzupassen und das Pferd den Kontakt zur Hand suchen zu lassen.
 
Die Anlehnung hat ganz viel mit der Fähigkeit des Reiters zu tun, sanfte Zügelhilfen zu geben. Es gilt viel mehr über Impulse zu reiten und eine Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul zu finden. Denn das Pferdemaul ist viel empfindlicher, als viele glauben und Pferde tendieren dazu, im Maul abzustumpfen, wenn man sie zu lange falsch reitet. Man unterschätzt oft, welch feine und minimale Verbindung beim Pferd schon allzu deutlich ankommt.
 
Quelle: herzenspferd.de. peta.de, welt.de, wikipedia.de
Verfasser: C.E.

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